Presseveröffentlichungen
zur Serie
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taz Berlin lokal vom
18.7.2006, S. 26
Schwule,
Sex und Zärtlichkeiten
Herzschmerz,
Lust und Frust gibt es in der Serie "Berlin
Bohéme" von Regisseur
Andreas Weiß wie in jeder anderen Soap
auch. Im Unterschied zur Lindenstraße oder
"GZSZ" beschäftigt sich "Berlin Bohéme" aber
ausschließlich mit dem Leben von Schwulen und
Lesben. Die Berliner Tunte Tima die Göttliche
alias Clou ist seit dem Beginn der Dramaserie
vor sieben Jahren mit dabei. In der vierten
Staffel hat Clou eine neue Beziehung und lebt
mit dem Maler Jordi zusammen. Noch mehr Liebes-
und Sexprobleme haben die zahlreichen neuen
Hauptfiguren zu bieten. Heute ab 21 Uhr
präsentiert und kommentiert Regisseur Andreas
Weiß ausgewählte Folgen seiner Seifenoper im
"Zensurkino" im Kunsthaus Bethanien. "Berlin
Bohéme" wurde übrigens nicht nur von offenen
Kanälen aus "Jugendschutzgründen" zensiert oder
nicht ausgestrahlt, sondern stößt auch in den
eigenen Reihen auf Kritik. Selbst das
Stadtmagazin für Homosexuelle, Siegessäule, ist
von der Serie nicht gerade begeistert. Wer sich
sein eigenes Bild machen möchte, hat heute Abend
die Möglichkeit dazu.
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GIGI Mai/Juni 2006 Interviewerin:
Lizzie Pricken
Jenseits von Denver
„Berlin
Bohème“ ist der Titel einer Drama-Serie, deren
vierte Staffel unlängst anlief. Ihr 1968 in
Wolfenbüttel geborener Autor Andreas Weiß drehte
seit 1990 in Berlin verschiedene Seifenopern mit
schwulem und lesbischem Inhalt. Ausgestrahlt in
der Regel in regionalen und lokalen Offenen
Kanälen, vertreibt Weiß die Folgen – nicht
zuletzt zur Refinanzierung – mittlerweile aber
auch auf DVD. Über Homosexuelle jenseits der
„Lindenstraße“, über angebliche
Zuschauerbeschwerden und Jugendgefährdung sprach
mit ihm Lizzie Pricken
Wie kamst du dazu, Serien zu drehen?
Ich mache das quasi seit fünfzehn Jahren.
Bereits 1991 habe ich die erste größere Soap
produziert. Die Idee entstand im Rahmen einer
Theatergruppe, mit der ich ein Jahr lang für ein
Stück probte, doch da fast alle Laiendarsteller
waren, kam nicht viel dabei heraus. Wir haben
dann mit einigen aus der Truppe überlegt, wie es
doch noch zu einem greifbaren Ergebnis kommen
könnte. So entstand die Idee, eine Serie zu
drehen, auch weil es bis auf einen verkorksten
Homo in der Serie „Denver Clan“ damals keine
schwulen Figuren in einer Soap gab. Da
beschlossen wir eine Serie über das Leben von
Schwulen und Lesben zu machen. Heraus kam „Licht
und Schatten“, bei der es allerdings kein
Drehbuch gab, sondern nur grobe
Handlungsanweisungen und der Rest improvisiert
wurde. Wir haben über zwei Jahre insgesamt 61
Folgen gedreht. Daraus ergaben sich weitere
Serien, als erstes „Die Traumtänzer“, die
ziemlich trashig war, und 1995 „Montagskinder“,
die mittlerweile eine meiner bekanntesten Soaps
ist, weil jede Folge ein bis zwei schwule Nackt-
und Erotikszenen enthielt, die damals sehr
provokant waren, im Vergleich zu heute jedoch
eher harmlos wirken.
Warst du damit nicht einer der ersten, der
die Homoerotik fürs Fernsehen umgesetzt hat?
Genau. Die Folgen liefen im Offenen Kanal. In
Flensburg, Essen und Hannover sind die aus dem
Programm geflogen, angeblich aufgrund von
Zuschauerbeschwerden. Aus unerfindlichen
Gründen, wohl weil der politische Wind aus einer
anderen Richtung wehte, wollte man eben keine
schwule Produktion mehr haben, und da wurden
immer solche Beschwerden sowie die angebliche
Jugendgefährdung vorgeschoben. 1997 rief ich die
„Montagsgeschichten“ ins Leben, in denen es bis
auf eine Frau nur schwule Hauptfiguren gab. Bei
den „Montagskindern“ gab es noch Lesben, Heteros
und Heteras. Es folgte „Von Mann zu Mann“, bei
dem der Erotikanteil noch ein bißchen größer
war. Das war die erste „Erotiksoap“ im deutschen
Fernsehen. So vom Typ Softporno, den man im
Nachtprogramm sieht, nur eben für ein schwules
Publikum. 1999 fing ich mit „Berlin Bohème“ an.
Für die erste Staffel nahm ich den Roman „La vie
de la Bohème“ als Vorbild und versuchte Szenen
aus alternativen Künstlerkreisen darzustellen
und diese mit der schwul-lesbischen Szene zu
verbinden. Das lief auch ganz gut. Darauf habe
ich dann aufgebaut und in den letzten sechs
Jahren 53 Folgen abgedreht. Die letzte Staffel
mit 16 Folgen hat jetzt Premiere.
Wie unterscheiden sich deine schwulen
Protagonisten von denen in der „Lindenstraße“?
Der wesentliche Unterschied ist, daß es einfach
mehr schwule und auch lesbische Figuren gibt,
als in der Vorabendserie, wo maximal zwei oder
drei Schwule und ebenso wenige Lesben
auftauchen. Die sind eher bürgerlich und werden
allesamt als relativ „normal“ dargestellt. Bei
meinen Produktionen erlaubt die größere Anzahl
mehr unterschiedliche Charaktere. Da sind neben
den „Normalos“ die absoluten Spießer, die
Prolls, und es gibt die Tunten. In den üblichen
Fernsehserien kommen zwar mitunter auch schräge
Typen vor, die sind aber in der Regel
heterosexuell.
Wobei gerade bei deiner aktuellen Produktion
die Lesben fast alle von Heteras gespielt
wurden ...
Das ist ein Problem, das ich bei allen
Produktionen hatte. Viele Lesben sind mit dem
Argument gekommen, wenn da ein Mann die Regie
führe, machten sie nicht mit, eine wollte gar
nur dabei sein, wenn es keinen nackten Kontext
gäbe. Ich habe volles Verständnis dafür, wenn
sich jemand vor der Kamera nicht ausziehen
möchte, aber daß sich in der ganzen Folge
deshalb überhaupt niemand mehr ausziehen darf,
halte ich gelinde gesagt für leicht übertrieben.
Das lief dann auf so eine Ebene hinaus, daß alle
Männer Vergewaltiger seien, und da hatte auch
ich wenig Interesse an einer Zusammenarbeit. Und
dann kamen tatsächlich heterosexuelle
Schauspielerinnen, die es witzig fanden, eine
lesbische Rolle zu spielen. Und die haben sie
dann auch bekommen.
Offenbar steht bei deinen Produktionen der
Humor im Vordergrund ...
Ja, und es ist auch mittlerweile so konzipiert,
denn im Laufe der Jahre sind immer mehr
professionelle Schauspieler dazugekommen, die
ohne Gage mitspielen. Sie erhalten lediglich ihr
Demomaterial und können Erfahrungen vor der
Kamera sammeln. Für viele ist es einfach
wichtig, in einem Projekt mitzuarbeiten, das
ihnen Spaß macht und in dem sie sich
ausprobieren können.
Schreibst du die Drehbücher und führst auch
Regie?
Ja, wobei das in den letzten Jahren nicht mehr
ausschließlich der Fall war. Es gab für ein paar
Folgen GastautorInnen, sowie RegisseurInnen, die
einzelne Episoden realisiert haben. Ich bin
nichtsdestotrotz noch als Produzent für einen
Großteil der Folgen verantwortlich und achte
darauf, daß einzelne Folgen nicht völlig gegen
den Stil der Serie verstoßen. Es gibt auch
einige Darsteller und Darstellerinnen, die sich
gerade in der letzten Staffel als AutorInnen
versucht haben, und dabei sind einige gute
Ergebnisse herausgekommen.
Heißt das, es gibt immer einen gewissen
Freiraum für alle Beteiligten, die Serie
mitzugestalten?
Auf jeden Fall. Das ist für mich nicht zuletzt
auch eine Arbeitserleichterung. Die letzte
Staffel hatte insgesamt sechzehn Folgen; hätte
ich alle Drehbücher selbst geschrieben, wäre ich
monatelang nur damit beschäftigt gewesen. Und so
ist etwa die Hälfte der Bücher von anderen
AutorInnen geschrieben worden. Außerdem ist es
viel interessanter, wenn mehrere Autoren den
einzelnen Charakteren ihre Worte in den Mund
legen, denn wenn das alles von einer einzelnen
Person kommt, läuft man immer Gefahr, daß die
Figuren sich zu ähnlich werden. Die Staffel
hatte immerhin alleine fünfzehn Hauptfiguren und
an die fünfzig Nebendarsteller.
Schneidest du das Material auch selbst?
Ja. Um diese Arbeit von einem professionellen
Studio machen zu lassen, reicht leider das
Budget nicht. Ich habe daher alleine an den
letzten sechzehn Folgen á 24 Minuten fast drei
Monate geschnitten.
Woher kommt das Geld für solch ein
Riesenprojekt?
Das ist eine gute Frage. Es kommt halt von
irgendwo her. Meistens finanziere ich die
Produktionskosten wie Videomaterial, Catering
und Aufnahmetechnik vor, entweder mit
Ersparnissen oder durch Leihgaben von Freunden,
und versuche anschließend, über den Vertrieb von
DVDs die Kosten wieder einzufahren und wenn
möglich noch einen kleinen Gewinn zu machen. Das
hat bislang funktioniert, reich werden kann ich
damit nicht, aber wenn ich am Ende bei plusminus
Null ankomme, bin ich zufrieden.
Um noch mal auf „Berlin Bohème“
zurückzukommen: Was soll die Serie bewirken?
Es ist mir wichtig, Thematiken aufzugreifen, die
nicht das Leben eines Durchschnittsbürgers
darstellen. Beispielsweise in der aktuellen
vierten Staffel weiß man bei einigen Leuten gar
nicht, was die eigentlich für einen Beruf haben.
Es geht vielmehr um das Leben derjenigen, die
nicht nach dem Büro den Fernseher einschalten,
sondern um diese Art von Lebenskünstlern, von
denen es ja gerade in Berlin nicht wenige gibt.
Die Verbindung zwischen den Personen entsteht
durch ein gemeinsames Theaterprojekt, und dann
geht es in erster Linie um das Privatleben, ihre
Liebesdramen und dergleichen. Die üblichen
Soapthemen eben. Aber auch um andere Aspekte aus
schwuler- oder lesbischer Perspektive, die man
so in den handelsüblichen Soaps nicht vorfindet.
Einerseits werden sehr ernste und realistische
Themen bearbeitet, und auf der anderen Seite
gibt es auch Geschichten, wo man schmunzeln muß
oder sich auch halb totlachen kann über einzelne
Szenen. Es ist also weder eine Sitcom, wo alle
zwanzig Sekunden ein Lacher kommen muß, noch ist
es so eine tragische Seifenoper wie die
„Lindenstraße“, wo alles immer ziemlich ernst
ist. Deshalb heißt es auch Drama-Serie, weil sie
mit Mitteln des klassischen Dramas vor allem an
die Gefühle des Zuschauers appelliert. Man wird
beim Zuschauen in ein Wechselbad der Gefühle
getaucht. Das vermisse ich übrigens bei den
meisten anderen Produktionen. Man legt sich da
entweder auf die Sitcom fest, wie bei „Bewegte
Männer“, die glaube ich auf Sat1 läuft und mit
billigsten Schenkelklopfern arbeitet unter dem
Motto: Kommt liebe Heteros und guckt euch an,
wie die Schwulen so sind. Oder diese bierernste
Herangehensweise wie in der „Lindenstraße“, wo
man unweigerlich denkt: Schon wieder dieser
Spießerdoktor mit seinen Problemchen, was soll
das Ganze eigentlich? Dabei kommt doch gerade
diese Mischung aus ernsten Thematiken, wo es
aber auch viel zu lachen gibt, dem Leben am
nächsten.
Die Serie läuft nicht im Offenen Kanal
Berlin ...
In Berlin sende ich nicht mehr im Offenen Kanal,
da hatte ich 2002/2003 ziemlichen Streß und habe
mich entschieden, dort nicht mehr zu senden.
Aber sie läuft in anderen Städten, zur Zeit in
Magdeburg, in Wien und Salzwedel, und darüber
hinaus versuche ich noch andere Offene Kanäle zu
finden, bei Filmfestivals teilzunehmen oder
Vorführungen in schwulen Kulturzentren zu
organisieren.
Wie reagiert die Szene auf deine
Produktionen?
In Berlin sind die meisten Leute ziemlich satt.
Es gibt so viele Angebote und ich habe das
Gefühl, belächelt zu werden. Es gibt ein paar
Fans, die die Sachen auch auf DVD kaufen, aber
die meisten begeisterten Anhänger kommen aus der
Provinz oder ländlichen Gebieten,
erstaunlicherweise hauptsächlich aus
Süddeutschland. Das hängt vielleicht auch damit
zusammen, daß es in Bayern und Baden-Württemberg
keine Offenen Kanäle gibt.
Träumst du davon, es eines Tages in die
öffentlich- rechtlichen Sender zu schaffen?
Es wäre natürlich ein schönes Ziel, aber ich
habe keine Lust, mich dafür zu verbiegen. Ich
weiß von einem Filmemacher, der hat ein
Fernsehspiel fürs ZDF gemacht. Da sollte eine
der Nebenfiguren eine Tunte sein. Und dann hat
die Redaktion ihm gesagt, er könne das
Fernsehspiel nur machen, wenn er die Tunte aus
dem Stück herausnimmt. Die Figur war dann keine
Tunte mehr im klassisch politischen Sinne,
sondern irgend so eine Schwuppe. Ich kann mir
nicht vorstellen, daß mir so eine Redaktion
vorschreibt, was ich wie darzustellen habe. Oder
wie bei der ARD, die nur einige pseudoschwule
Filmemacher permanent unterstützen, die mal vor
dreißig Jahren einen Erfolg hatten, und wo für
neue Leute und Ideen einfach kein Platz ist.
Welches ist dein nächstes Projekt?
Ich arbeite an der Biographie meines Freundes.
Er ist jetzt 57 und hat ein bewegtes Leben
hinter sich. Ich möchte seine Lebensgeschichte
aufschreiben und weiß noch nicht, ob es ein Buch
wird oder ein Dokumentarfilm. Das ist jedenfalls
mein nächstes größeres Langzeitprojekt. Ich habe
fünfzehn Jahre lang Drama-Serien gemacht und
möchte nun etwas anderes tun. Es gab zwar bei
der aktuellen Serie eine deutliche Steigerung zu
den letzten Staffeln, auch weil viel mehr Profis
dabei waren. Ich bin mit dem Ergebnis mehr als
zufrieden. Aber die wahre Lebensgeschichte von
jemandem aufzuzeichnen, der das wilde schwule
Leben der 70er und 80er Jahre in Berlin
miterlebt hat, an das sich heute kaum noch
jemand erinnert, finde ich schon sehr reizvoll.
Mehr Informationen zu den Soaps von Andreas Weiß
sowie zu deren Bestellung auf DVD finden Sie auf
der Website www.schwulfernsehen.de
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ADAM September/Oktober 2003
Autor: Hermann J. Huber:
21
neue Folgen der schwulen TV-Serie von Andreas
Weiß jetzt im Fernsehen oder auf DVD
Ein
schwul-lesbisches Künstlernest in Berlin. Die
einen basteln an einem Theaterprojekt, die
anderen wollen schwule Videos und Pornos drehen.
Rainer Hillebrecht, knackigster Mime aus Andreas
Weiß´ Soap-Produktionen, schläft sich als
Regisseur wieder durch alle Betten. Sein Lover,
der dafür eine pummelige Fummeltrine betrügt:
"Du bist eine geile Sau. Ich bin immer da, wenn
Du mich haben willst." Der durchtrainierte Volker Waldschmidt spielt
den blonden Revuetänzer, der vor der Pornolinse
landet. Alexander Haugg ist der fette Geldsack,
der seine Jungs für Kohle ins Bett kriegt. Tima
die Göttliche prostet sich unrasiert mit Rotwein
durch die Serie, bevor sie im hochgeschlossenen
Jungfernkostüm mit Perlenkette ihre Chansons
schmettert. Schwule Ehekräche, ein
Jungpolitiker, der nicht offen schwul lebt, ein
junger Behinderter, der sich einen schwulen
Pfleger sucht, um endlich seine eigene
versteckte Homosexualität herauszukitzeln,
Diven, Stricher, zickenhaftes Castingfieber: Das
sind die Ingredienzien der neuen Folgen von
"Berlin Bohème". Zwischen "Verbotene Liebe" und
"Friends": Eine tragikomische Mischung, der man
sofort mit Haut und Haar (und Schwanz) verfällt.
Längst sind die Serien von Andreas Weiß Kult
geworden. Mit "Montagskinder" und
"Montagsgeschichten" hat er einst den Offenen
Kanal des Berliner Kabelfernsehens erobert.
Jetzt läuft "Berlin Bohème" neben Berlin auch in
den Kabelnetzen von Magdeburg und Salzwedel.
ADAM-Leser können die neuen Episoden als DVDs
bestellen: 21 Folgen auf 4 DVDs für 60 Euro.
TIPP:
Auf den Internetseiten von Andreas Weiß finden
sich nicht nur ausführliche Informationen über
alle seine Gay-Serien und Darsteller, es sind
auch alle ADAM-Kritiken dazu im Original
nachzulesen. Fazit: Wir hatten schon immer einen
guten Geschmack...
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QUEER (Online-
und Print-Ausgabe) Mai 2002 Autor: Christian
Scheuß
Berühmt
für 25 Minuten
Frische Gesichter für eine neue
schwul-lesbische Soap werden gesucht
Seit
ein paar Jahren laufen bei den Offenen Kanälen
in den Kabelnetzen der Republik schwul-lesbische
Soap-Operas, die mittlerweile Kultstatus
besitzen. Die Serien Montagskinder,
Montagsgeschichten, Von Mann zu Mann,
TraumTänzer oder Berlin Bohème sind bekannt und
werden zudem auch in vielen Schwulen- und
Lesbenzentren auf Video gezeigt. Hinter den Low
Budget-Produktionen steckt der Berliner Andreas
Weiß, der es mit einem kleinen Team, vielen
LaiendarstellerInnen und ohne große technische
Ausstattung geschafft hat, eine Fangemeinde
heranzuziehen.
Jetzt sucht Weiß wieder frische Gesichter für
eine Fortsetzung der Serie Berlin Bohème,
Drehbeginn ist im September, das Casting beginnt
Ende April. "Gedreht wird in Berlin, eine Gage
gibt es nicht, aber eine Menge Spaß und vor
allem die Möglichkeit, Erfahrungen im Schauspiel
oder der Kameraarbeit zu sammeln", kündigt Weiß
an. Je nachdem, wie viel Talent in einem steckt,
kann es sein, dass man sogar eine Hauptrolle
bekommt. Nur sollte man dann auch genügend Zeit
zur Verfügung haben. Vier bis fünf Termine im
Monat über den Zeitraum eines halben Jahres muss
man einplanen. Für die Nebenrollen werden es bis
zu drei Termine im Monat sein. Wer wenig Zeit
hat, oder von weiter weg kommt, für den ist auch
eine kleine Gastrolle möglich.
Schauspielerfahrung wäre von Vorteil, ist aber
nicht unbedingt erforderlich. Das Casting, bei
dem man unter anderem eine kleine Dialog-Szene
durchgespielt wird, wird zeigen, wer Talent hat.
In der neuen Soap geht es um ein Team von
Schwulen und Lesben, das für einen
Lokal-Fernseh-Sender ein Gay-Szene-Magazin
dreht, sozusagen also "Fernsehen im Fernsehen".
Neben dieser Arbeit, die die Hauptfiguren der
Serie miteinander verbindet, geht es natürlich
auch - wie in allen Produktionen um
schwul-lesbische Alltagsgeschichten. Die
Rahmenhandlung um die Produktion eines
Fernsehmagazins ermöglicht es, zahlreiche Stars
und Sternchen ( vor allem der Berliner Szene )
in größeren oder kleineren Rollen auftauchen zu
lassen. Neben zahlreichen Mitwirkenden früheren
Produktionen gibt es auch momentan Verhandlungen
mit einigen mehr oder weniger (Berliner)
Prominenten. Bekannt sind die Produktionen von
Andreas Weiß dafür, dass nicht mit nackter Haut
oder erotischen Szenen gespart wird. Das wird in
der neuen Serie sicherlich nicht viel anders
sein.
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FREUNDIN
22.November 2000 Autor: ?
TV-Soap vom anderen
Ufer: Berlin Bohème
Genug
"Marienhof"
und "Verbotene Liebe" gehabt? Wie wär´s mit
einer etwas anderen Soap? Liebesfreud und -leid,
Stoff für Zoff gibt es auch bei Lisa, Holger und
deren Freunden. Der Unterschied zur normalen
Soap-Kost : In "Berlin Bohème" dreht sich alles
um das Leben von Lesben und Schwulen. Die
Episoden der 11-teiligen Serie zieht Regisseur
Andreas Weiß wie verfilmte Theaterstücke auf -
ohne Zeitsprünge und Brüche. Bislang gibt´s die
erste deutsche Homo-Soap nur im Offenen Kanal
Berlin zu sehen, jeweils Montag ab 23.30 Uhr.
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QUEER Berlin
September 2000 Autor: ?
Berlin-Bohème
„.La vida es un circulo“ (Das
Leben ist ein Kreis) philosophierte einst
traurig eine mexikanische Gastmutter, die über
drei Ecken vom Alkoholexzess ihres Erstgeborenen
erfuhr. „Berlin-Bohème“ reiht sich in
puncto aufwühlender Dramatik nahtlos an die
„Montagsgeschichten“ und „Montagskinder“ (in
einschlägigen Kreisen die "Lindenstraße von
Preußen" genannt), die ersten Produktionen von
Andreas Weiß, an. Aktuelle Heimstatt: ein
Atelier voll Lieb und Leid. Neu im Zirkel
mit Suchteffekt: Tima die Göttliche. Alte
Hasen mit hohem „Kenn' ich! Kenn ich“!-Effekt:
Yvonne Haß, Rainer Hillebrecht und Marie-Luise
Marjan.
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ADAM Juli/
August 2000 Autor: Hermann J. Huber
Berlin Bohème -
Schwul-lesbische Giftnattern zwischen Arbeit,
Eifersucht und Sex:
eine neue Berliner Trash-Soap von Andreas
Weiß. Für ADAM-Leser schon vor der
Ausstrahlung auf Video
Ein
Künstleratelier in Berlin. Nachdem die
eigentliche Hausherrin ausgeflogen ist,
versuchen hier abgedrehte Lebenskünstler ihre
beruflichen Träume zu verwirklichen und ihren
privaten Frust zu verarbeiten.
Der despotische Jungregisseur Holger (Rainer
Hillebrecht) plant ein schwules Video zu
drehen. Seine jungen Darsteller, unter
ihnen Achim (Volker Waldschmidt), mit dem er
privat Sex hat, laufen ständig nackt
herum. Sein scheuer Drehbuchautor Viktor
(André Marc Schneider) begehrt
auf. Angestachelt von René (Adrian Ortner),
Aktmodell und österreichische
Intellektuellen-Tunte, in die er sich verliebt
hat, will Viktor nun in den selben Räumen für
sein Theaterstück proben.
Eine lesbische Fotografin (Yvonne Haß), die
immerzu Aktfotos schwuler Männer macht, trifft
auf ihre Ex-Geliebte und deren neue
Freundin. Es kracht.
Die Königin dieses Tuntentalks aber ist Clou
(Tima die Göttliche). Von dem Kostümschneider
kriegen alle ihr Fett ab. Über den
bullig-muskulösen Matthias (Jens Arndt), der
permanent nackt zu sehen ist (oder einmal im
Fummel) lästert sie: "Er liebt es doch, uns
allen sein Würstchen zu präsentieren!" Es macht
jeder hier dem anderen etwas vor. Tuntentheater
in Reinkultur.
"Berlin
Bohème", die neue 11-teilige Drama-Serie von
Andreas Weiß, spielt in einem einzigen Raum. Der
Drehbuchautor und Regisseur: "Das war eine
besondere Herausforderung an die Mitwirkenden
und an mich selbst. In einer 25-minütigen
Episode gibt es keine Brüche, Zeitsprünge oder
Tageswechsel. Die Episoden gleichen also
verfilmten Theaterstücken."
Doch der Sitcom-Charakter hat sich nicht
unbedingt positiv auf die Dramaturgie
ausgewirkt. Mangels Ambiente und Action ist sehr
viel Banalitäten-Palaver übriggeblieben, auch
wenn wie in den früheren Serien "Montagskinder"
und "Montagsgeschichten" männliche Nacktheit und
schwuler Sex ein Hauptthema sind. Ab September
läuft die Serie im Berliner Kabel-TV (Offener
Kanal), zudem soll sie in Offenen Kanälen
anderer Städte platziert werden.

(André Schneider)
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